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Ein Feuerwehrmann „mit Leib und Seele“ geht in den Ruhestand

In einer Hybridveranstaltung wurde Feuerwehrleiter Heino Nordmeyer verabschiedet – Viel Lob und Dank von „Weggefährten“

Minden. Nach 14 Jahren und fünf Monaten im Dienst der Stadt Minden ist am 31. Mai 2021 der Leiter der Feuerwehr Minden und Bereichsleiter, Heino Nordmeyer, in den Ruhestand gegangen. Er kam auf insgesamt 38 Jahre in seiner Laufbahn bei der Feuerwehr und war als Branddirektor zuletzt verantwortlich für 135 hauptamtliche Beschäftigte sowie 815 ehrenamtliche Feuerwehrleute in Minden. Gleichzeitig wurde der bisherige Stellvertreter, Tim Upheber, von Bürgermeister Michael Jäcke ins Amt eingeführt.

Bei einer Hybrid-Veranstaltung im Ständersaal des LWL-Preußenmuseums am 29. Mai gab es zahlreiche persönliche Grußworte – gespickt mit vielen Erinnerungen. Auch aus der Online-Konferenz mit rund 50 Teilnehmern erhielt Nordmeyer Lob und Dank von Feuerwehrchefs und „langjährigen Weggefährten“ aus nah und fern. Seine Zeit in Minden war geprägt von zahlreichen großen Einsätzen und Herausforderungen. Daran erinnerte Bürgermeister Jäcke in seiner Laudatio.

Der Dienst in Minden begann 2007 gleich mit dem Orkan „Kyrill“, der zwei Tage über Deutschland und halb Europa wütete. Auch gab es zahlreiche Großbrände zu löschen – so an der Bahnhofskaserne, in einem Paletten-Werk in Meißen, in einem Siloturm am Hafen und beim Abfallverwertungsbetrieb Tönsmeyer. Prägend und erschütternd war der Einsatz im Juli 2017 am Hahler Hafen, wo ein Hybrid-Boot zunächst nur brannte, dann aber plötzlich explodierte. 16 Menschen wurden verletzt, drei davon schwer – alles Feuerwehrmänner. „Es grenzte fast an ein Wunder, dass hier keiner zu Tode kam“, sagte ein bewegter Michael Jäcke, der noch in der Nacht von Einsatzleiter Heino Nordmeyer angerufen wurde.

In die 14 Jahre als Feuerwehrleiter bei der Stadt Minden fielen auch einige Hochwassereinsätze, mehrere weitere schwere Stürme, ein befürchteter Massenanfall von Verletzten nach einer Rauchentwicklung in der Obermarktpassage und auch vier Bombenentschärfungen mit teilweise weitflächigen Evakuierungen von Bürger*innen. 

Als eine sehr große Herausforderung bezeichnete Jäcke auch die andauernde Corona-Pandemie, die Feuerwehr und Rettungsdienst vor allem mit zahlreichen Transporten von Corona-Kranken forderte. Trotz ständig hoher Ansteckungsgefahr sei es auch hier „glimpflich“ ausgegangen. Zwar hätten sich einige Feuerwehrleute mit Covid-19 infiziert, manche mussten auch länger in Quarantäne, aber keine und keiner hatte einen ernsthaften Krankheitsverlauf, hob Jäcke hervor.

Er bezeichnete Heino Nordmeyer als einen „Feuerwehrmann mit Leib und Seele“, einer, der keinen Einsatz scheute. „Man kann sagen, dass er buchstäblich dafür gebrannt hat, an vorderster Front zu sein – in der Verantwortung für den gesamten Einsatz, egal ob groß oder klein“, so der Bürgermeister. Lob kam auch vom Beigeordneten für Städtebau und Feuerschutz, Lars Bursian. Er ging auf interne Veränderungsprozesse mit Beteiligung des gesamtes Personals, eine bislang erfolgreiche Nachwuchswerbung und das Konzept „Zukunft Feuerwehr 2020“ an, welches sich weiter in der Umsetzung befindet.

Thomas Lembeck (Essen), Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren in Nordrhein-Westfalen und per Videokonferenz zugeschaltet, dankte Nordmeyer für sein Engagement in der Arbeitsgemeinschaft und auch für Einsätze, die im Rahmen der Bezirksreserve liefen – wie die geleistete Hilfe beim Elbe-Hochwasser 2013. Daran und an weitere Elbe-Hochwasser-Katastrophen in den Jahren 2002 und 2006 – immer mit tatkräftiger Unterstützung aus der Partnerstadt Minden – erinnerte mit einem Online-Grußwort auch Michael Classe, Sachgebietsleiter Allgemeine Gefahrenabwehr in Tangermünde.

Weitere persönliche Grußworte sprachen Kreisbrandmeister Michael Schäfer, der auf die stets gute kreisweite Zusammenarbeit einging und Heino Nordmeyer das Feuerwehr-Ehrenzeichen des Landes NRW in Silber anheftete, sowie der Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Minden, Jürgen Stockmann, der unter anderem die Kameradschaft und die gute Ausstattung der Einheiten mit Gebäuden und Fahrzeugen ansprach. Er und auch weitere Redner bedauerten, dass es für Nordmeyer keinen persönlichen, großen Abschied aus Pandemie-Gründen geben konnte. „Das holen wir auf jeden Fall nach“, so Schäfer, Stockmann und auch Karl Jungcurt, Leiter der Feuerwehr der Stadt Petershagen.

An seinem letzten Dienst-Tag, Freitag, 29. Mai, hatte Nordmeyer noch einen „echten“ Einsatz in einem Gebäude für altersgerechtes Wohnen, wo es eine Rauchentwicklung in einem Zimmer gab. Mit einem „selbst gelegten“ Feuer in einer Schale überraschten ihn einige Kolleginnen und Kollegen der Berufsfeuerwehr dann am Ende des Dienstes. Das musste Nordmeyer in Einsatzkleidung persönlich löschen. „Bewegt, stolz und zufrieden“ könne er nun in den Ruhestand gehen, fasste der 60-Jährige in seiner Dankesrede zusammen. Was für die Feuerwehr in Minden noch fehle, sei ein Boot – für Einsätze auf Weser und Mittellandkanal. Diesen Wunsch adressierte er in Richtung der Verantwortlichen beim Land NRW.

Er habe sein Hobby zum Beruf machen können, letztendlich „alles richtig entschieden und viel geschafft“, blickte Nordmeyer zurück. Seine Karriere bei der Feuerwehr begann in Hannover im mittleren Dienst – dort war er zuletzt für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Berufsfeuerwehr zuständig und stieg hier in den gehobenen Dienst auf. 2004 wechselte nach Ludwigsburg im Bundesland Baden-Württemberg und übernahm schließlich Anfang Januar 2007 die Leitung der Feuerwehr in Minden. 2011 und 2012 absolvierte Heino Nordmeyer den Aufstiegslehrgang in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst und am 1. Juni 2017 übernahm er auch die Bereichs- und Wehrleitung 5.4.

Die Leitung der Feuerwehr und die Bereichsleitung hat am 1. Juni 2021 der bisherige Stellvertreter Tim Upheber übernommen. Der 38-Jährige Oberbrandrat trat im Februar 2009 in den Dienst der Stadt Minden als Sachgebietsleiter in der Kreisleitstelle ein. Ab März 2010 war er Leiter der Leitstelle. Ende März 2017 schloss Upheber erfolgreich den Aufstiegslehrgang in den höheren feuerwehrtechnischen Dienst ab. Im Juni 2017 übernahm er die stellvertretende Leitung der Feuerwehr neben Lutz Kölling.

Als feststand, dass Branddirektor Heino Nordmeyer Ende Mai 2021 in den Ruhestand versetzt wird, hat sich der Haupt- und Finanzausschuss am 23. November 2020 mit der Nachbesetzung der Bereichs- und Wehrleitung befasst. Als Beamter der Laufbahngruppe 2 erfüllte Tim Upheber die Voraussetzungen für die Übernahme der Feuerwehrleitung.

Der Nachfolger freute sich nach seiner Einführung durch Bürgermeister Michael Jäcke auf seine neue Aufgabe. Er übernehme „eine für die Zukunft gut aufgestellte Feuerwehr und den Rettungsdienst“, so Upheber. In seiner Rede sprach er anstehende Herausforderungen, Veränderungen in der Führung, die Digitalisierung und neue Projekte wie die geplante Feuerwehr-Schule an. Das oberste Ziel bleibe: Den Schutz der Mindener Bevölkerung zu gewährleisten – 24 Stunden am Tag, 52 Wochen im Jahr.

Quelle: privat
Foto: © Pressestelle der Stadt Minden